Hintere Reihe von links: Trainer Frank Tebest - Daniel Alnajjar - Florian Mojic - Frederic Warnke - Lucas Mikic - David Haltenhof - Florian Landeck - Ramus Eberwein - Dennis Salkic - Trainer Ingo Haltenhof - Co-Trainer Florian Strien
Vordere Reihe von links: Torben Säuberlich - Marvin Schiller - Yema Taheri - Louis Puschmann - Leon Tebest - Ben Warnke - Grzegorz Steinhauer
Es fehlen: Rupert Zur Nieden, Marc Hoebusch, Nico Seligmann, Nawied Shah, Timo Simon, Abdiaziz Siciid, Mika Gall
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Der Jahrgang 2000 verabschiedet sich in den Herrenbereich -
der "Abschlußbericht" vom Trainer ......
Liebe Osdorfer, werte Trainerkollegen, honoriger Vorstand,
meine Zeit als Jugendtrainer ist Geschichte. Grund genug, mich bei all denjenigen zu bedanken, die mich all die Jahre begleitet haben und zu denen ich ein kumpelhaftes bis freundschaftliches Verhältnis aufbauen durfte. Aber auch bei den nervigen Gesellen, die mir den Abschied doch erheblich leichter gemacht haben. Man sieht sich weiterhin am Blomkamp, genügend Schnittmenge gibt es ja. Ich wünsche weiterhin allen Mannschaften den nötigen Spaß am Geschehen und viel Erfolg!!! Nur der TuS!!!
Für alldiejenigen, die bereits nach diesem Intro Kopfschmerzen und Schwindel ereilte, verabschiede ich mich an dieser Stelle. All die anderen, die diese Zeilen vielleicht während der Arbeit, bei Zahnarzt oder Schwiegermutter lesen, ein kurzer Rückblick, auf das, was war…
2010 – 2019 ! Eine knappe Dekade als Jugendtrainer
Am 15.06.2019 war es soweit. Letzte Ausfahrt Jugendtrainer. Nach fast zehn Jahren. Wie fühlt sich das an? Leere? Erleichterung? Wehmut? Suizidgefahr? Wer mag so etwas schon vorher sagen, schließlich hat man mit einigen Jungs in der Zeit über 1.000 Einheiten verbracht. Da kann man schon von einer full-, semi- oder sub-liebgewonnenen Gewohnheit sprechen. Aber wie zum Henker gerät man eigentlich dazu, bei Wind und Wetter auf einem Grandplatz zu stehen, knöcheltief im Schlamm oder eingehüllt in eine Hülle aus Sahara-Staub? Welcher nicht komplett debile Mitteleuropäer macht sowas? Ist es Hobby, Fetisch oder Obsession. Kurzer Blick in den Rückspiegel…
Im Jahre 2009 entschloss sich der Erstgeborene nach längerer Findungsphase dazu, es doch einmal mit dem Breitensport Fusslümmelei zu probieren. Die ersten neun Jahre immerhin genutzt, um Schwimmabzeichen bravourös zu erwerben und sich engelsgleich auf Long-, Wave- und Skateboards zu bewegen. Wer aber als maskuliner Schüler nicht bufft, muss das Klassenbuch führen. Alternativlos, hier nicht zumindest als nicht-störender-Linksverteidiger in der Pause mit zu kicken. In der Hoffnung, der Ball würde hübsch auf der anderen Seite des Platzes hoppeln.
Also, anmelden beim Verein. Da der Erzeuger zu dem Zeitpunkt noch im 27.Jahr Missionarsarbeit beim DESY-Vorortklub leistete und die Jugendarbeit da kennen, aber nicht schätzen lernte, kam der eigene Heimatverein der jungen Jahre ins Spiel. Also ab an den Blomkamp. Dort verdingte sich im Herrenbereich nach fast 20 Jahren Saure-Gurken-Zeit eine Ligamannschaft, die aus der Jugendregionalliga entwachsend im Herrenbereich aus der Kreisklasse in die Bezirksliga aufstieg und dort 2009/2010 4. der BZL West wurde. Alle Achtung!
Den Knirps dort also angemeldet und interessiert zugeschaut, was denn dort beim jungen EJugendtraining so abgeht. So sah der interessierte Kiebitz, wie 16 Kinder bei 8 Grad im Dauerregen hintereinander gereiht zum Schußtraining anstanden, alle 4 Minuten dran kamen und bei unsauberer Ablage ohne Abschluss blieben. 50 Minuten lang. Nach dem Training dann mit Sohnemann auf den Bolzplatz und 90 Minuten Zusatzschicht, um überhaupt einmal Wärme in den knabenhaften Körper zu kriegen. Ist ungefähr so, als wenn die Schulkantine leckere Hirsehäppchen anbietet und Vaddern danach erstmal mit Filius zu Mäckes auf nen 20er Nuggets süßsauer düst.
Aufgrund einer Jahrgangstrennung ging es zum neuen Trainer Marko, der seinerseits einen Mitstreiter suchte, da der Schichtdienst es nicht anders zuließ. Clever gewählt, wurde diese Anfrage über den Umweg der Gattin platziert, der man nur ungern weil nicht ungestraft etwas abschlägt. Diese Anfrage wurde dann erst einmal in den Korb mit den Absurditäten verfrachtet. Jugendtrainer war so undenkbar wie Bouhlarouz bei Let’s Dance… Da der Übungsleiter Marko aber neben dieser Tätigkeit auch noch
Spieler bei den Senioren war und es tatsächlich schaffte, mich von der Heroentruppe am Wilhelmshöh ( drei Titel in Folge !!! ) zum FC Muskeltulpe an den Blomkamp zu lotsen, wuchs auch das Interesse an der E-Jugend. Von dem Torschuss-Trauma immer noch schockiert, dünkte der Protagonist, dass man es doch lieber selber besser macht, als andere mies. Lange genug gekickt hatte man ja, genügend Trainer auch erlebt. Zeit, dem Fussball etwas zurück zu geben…
Aller Anfang ist schwer, und neben dem recht unterschiedlichen Trainerpaar war auch ein Betreuer vorhanden. Leicht bis mittelschweres Kompetenzgerangel, welches man dadurch abstellen wollte, dass man Trainingsanzüge anfertigte, wo vorne ausgeschrieben „Trainer“ bzw. „Betreuer“ stand. Fruchtete auch nur im Ansatz, also ging es zu zweit weiter. Erfolge, Misserfolge, Trainingslager in Schönhagen, Naschitüten und Elternabende – GZSZ halt. Ab 2013 gesellte sich dann Herr Ingo Haltenhof als weiterer Vater dazu und machte aus dem Tandem ein Terzett. Noch nicht ahnend, dass dieses Intermezzo 6 Jahre anhalten sollte.
Im Laufe der Jahre wurde einiges ausprobiert, um die Truppe, bestehend aus 2000er und 2001ern, weiterzuentwickeln. Es wurde stärker gemeldet, eine Saison bei den 99ern absolviert, um sich auch körperlich zu entwickeln. Die Ansprüche wuchsen, aus Schönhagen wurden Trainingslager auf Fehmarn, St.Peter-Ording und in den letzten Jahren schließlich der „Geist von Malente“ beschworen. Der Trainer-Dino Marko musste sich aus beruflichen Gründen schließlich verabschieden und wurde durch Seniorenkumpel Klaus Bergmann, der bereits einheitsbegleitend dabei war, ersetzt. Das brachte neuen Schwung und neue Ideen in die Mannschaft. Eine sehr schöne Zeit, in der die drei Musiktiere auch so einige Konzerte einschlägig bekannter Metalgewerkschafter zur Weiterbildung besuchte.
Prägend in solch einer Funktion sind auch die Umstände, wie man mit Verlusten umgeht. So sind Abgänge von Leistungsträger schon schmerzhaft, aber auch Spieler, die unterm Radar flogen und einem am Herzen lagen, zu verlieren, hinterlässt Narben. Da die Jungs aber irgendwann aus dem Naschitütenalter entwachsen, ergeben sich mit fortlaufendem „Reifeprozess“ ( Pubertät klingt pädagogisch verquirlt ) Problemchen, die ihrerseits zu Problemen anwachsen. Und so kam es, dass in der B-Jugend ein überaus etablierter Spieler und Leistungsträger nach einer verkorksten Herbst-Serie aus Trainer- eigenen Stücken an einen ambitionierten Landesligisten abgegeben wurde, um die eigene Truppe zu entgiften. Eine Maßnahme, die im ersten Moment nicht jeder nachvollziehen konnte, welch Schwächung. Der Staffelsieg in der nachfolgenden Saison im Borner-Exil ob der Umbaumaßnahme Kunstrasen am Blomkamp nach einer sehr geschlossenen Mannschaftsleitung erwiese diese Maßnahme als passend. Der Junge selbst spielte zum Schluss A-Jugend Oberliga. Win-win!
Ausgerechnet, als der grüne Teppich am Blomkamp angerichtet war, sollte der Weg der 2000er an eine Gabelung gelangen: links Richtung Schafott, wo bereits die Jahrgänge 97,98 und 99 begraben lagen, oder rechts Richtung Herrenbereich, freilich noch ein langer und beschwerlicher Weg. Denn der komplette Misserfolg der Herbstrunde 16/17 in der B-Jugend entzweite die Truppe vollends. Eine zwangsvercoolte Gruppierung gegen den Rest der Belegschaft. Erneut wurde nach einer für alle passenden Lösung gesucht und ein Quartett an Spielern heuerte bei umliegenden, augenscheinlich ambitionierteren Vereinen an ( um es vorweg zu nehmen, die allesamt in der Nachbarschaft liegend keine A-Jugendmannschaft in der Folgezeit melden konnten…). Zeitgleich galt es, in diesem schwierigen Alter von 16-17 Jahren, mehrere Jungs zu integrieren, aus Somalia, Afghanistan, Syrien oder Irak stammend, die liebend gerne mit Problemen wie fester Zahnspange und ausbleibender Taschengelderhöhung getauscht hätten. Aber endlich hatten wir die harmonische Truppe zusammen, die wir uns gewünscht hatten und konnten einen zweiten Platz einfahren. Viel wertvoller war aber der erfolgreiche Akt der Integration. Die wohl wertvollste Erfahrung, die ich in all den Jahren machen durfte und für die ich außerordentlich dankbar bin.
Zwei Spielzeiten in der A-Jugend, in denen wir die 00/01er mit 99ern mixen konnten, brachten neue Erfahrungen. Klaus verließ uns aus persönlichen Gründen. Zum Trainingslager in Malente konnten Ingo und ich auf Marco Simon, ehemals Trainer der 99er, zurückgreifen, der sensationelle Arbeit ablieferte. Nach einer traditionell durchwachsenen Herbstrunde konnten wir noch einmal einen Bezirksliga-Staffeltitel im Frühjahr 2018einfahren. Kurioserweise schafften wir es somit, seit 2010 sowohl mit der E-Jugend, als auch mit D, C, B und A-Jugend einmal einen Titel zu erlangen. Not that bad…
Unser Ziel war es seit jeher, den ersten Jahrgang seit den 1996 für den Herrenbereich vorzubereiten. Louis konnte durch diverse Trainingseinheit bei der Oberligamannschaft überzeugen und wird 19/20 zum Ligakader gehören. In der Saison 18/19 wurde mit den Trainern Olaf Jobmann und Daniel Schulz der 2.Herren bereits eine enge Kooperation mit permanentem Austausch praktiziert. Den Spagat, die eigene Runde trotz Abiturstress und Ausbildungsaufwand zu Ende zu bringen und parallel bereits Spieler wie Marvin Schiller, Nico Otto, Leon Tebest oder Ben und Freddy Warnke in die Zweite hoch zu ziehen, hat formidabel geklappt. So hatte die 2.Herren in der Endphase einen erheblichen Personalmangel zu beklagen, nicht zuletzt aufgrund von vier Kreuzbandrissen (!!!). In dieser Phase konnten sich die Jungs freischwimmen und zu beachtlichen Erfolgen beitragen. DAS war das Ziel und dies wurde erreicht. Der Kern der A-Jugendmannschaft, der nicht in der Zweiten anheuern kann, wird die Basis für eine 3.Herren bilden, die hoffentlich eine bessere Rolle spielen kann, als die vorhergehende. Ingo und ich werden das jedenfalls ganz genau, aber doch mit Abstand und gelassen, verfolgen.
Und was bleibt nun? Sicherlich Erleichterung, etwas Wehmut, keine Leere und erst recht keine Suizidgefahr. Auch wenn meine Frau mir vorsorglich Gürtel und Schnürsenkel abgenommen hat. Ich freue mich weiterhin, Jugend und Amateurfussball, bis hin zur höchsten Hamburger Klasse, verfolgen zu können ( wenn ich will ). Immerhin hat Osdorf es geschafft, dass ich nach 25 Jahren meine Dauerkarte an der Müllverbrenne subtrahiert habe...und das ist ja auch nicht schlecht.
Zum Abschluss möchte ich allen Jungs weiterhin viel Glück auf Ihrem Lebensweg und bei unserem gemeinsamen Hobby wünschen. Der Abiball 2019 mit etlichen Spielern, auch vergangener Jahre, zu sehen, was sie auch abseits des Buffens erreicht haben, hat mich mit ziemlicher Zufriedenheit und auch Stolz erfüllt. Es war nicht nur eine hierarchisch angeordnete Zweckgemeinschaft, sondern auch gewachsene Freundschaften. Und die sind im Leben eher selten. Bedanken möchte ich mich bei Ingo und natürlich meiner Frau für die kompromisslose Unterstützung in all den Jahren. Beide sind sie heilfroh – Claudi, weil ich jetzt mehr Zeit mit ihr verbringen kann und werde. Ingo, genau aus dem umgekehrten Grund ;-))
So long
Fraggle